Der Martinus-Pokal

Der Martinus-Pokal aus dem ehemaligen Kollegiatstift St. Martini in Münster ist von zentraler Bedeutung für die kirchliche Goldschmiedekunst in Münster am Ende des 16. Jahrhunderts. Der 1597 aus einem älteren, spätgotischen Gefäß umgearbeitete Deckelpokal ist das einzige erhaltene Werk des münsterischen Goldschmiedemeisters Johannes Schouw.

Die Erwerbung dieses Pokals im April 1975 in Genf zählt zu einem der Höhepunkte in der Geschichte des Museums für Kunst und Kultur – und führt zur Gründung seines Fördervereins, der „Freunde des Museums“ im Jahre 1976:

Lange Zeit galt der „Martinus-Napf“ als verschollen, Max Geisberg nahm sogar im Jahre 1941 noch an, dass er „im 19. Jahrhundert zu einem anderen Kirchengerät umgearbeitet“ wurde. Umso größer waren Erstaunen und Freude, als der verschollene Pokal im Frühjahr 1975 im Katalog von Christie, Manson & Woods, Genf, zur Versteigerung angeboten wurde. Groß war aber auch die Enttäuschung von Professor Dr. Paul Pieper, damals Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte, als während der Auktion der Preis des Pokals sein Budget überstieg. Doch ein alter Freund des Landesmuseums, ein Kunsthändler aus Köln, sprang als Mittelsmann in die Bresche, ersteigerte das begehrte Stück und erklärte sich bereit, den Napf dem Landesmuseum zu erhalten, bis der verauslagte Betrag zur Verfügung stände.

Der Martinus-Pokal war für Münster und für Westfalen gerettet: ein Spendenaufruf ergab einen Betrag, der mehr als 40 % des Ankaufspreises ausmachte! Damit war auch die Idee geboren, dass das Museum einen Freundeskreis bräuchte, der sich speziell der Unterstützung von Ankäufen widmen solle. Im Februar 1976 fand die erste Zusammenkunft der Freunde des Museums statt, denen heute rund 1.500 Mitglieder angehören.