5 Charaktertassen

Die lieb gewordene Tradition unserer Wintersitzungen, über die Finanzierung von Kunstwerken für die Sammlung des Museums zu diskutieren und abzustimmen, findet seit jeher seinen besonderen Reiz darin, dass die Kuratorinnen und Kuratoren ihr „Wunsch-Werk“ der Versammlung vorstellen.

Die ehemalige Referentin Frau Dr. Westhoff-Krummacher formulierte es so: „Jedes zu erwerbende Objekt in den Freundeskreissitzungen musste sozusagen „in offener Feldschlacht“ in Konkurrenz mit den Angeboten der Kollegen hart erkämpft werden.“

Dass es dabei manchmal auch zu einem erheiternden Schlagabtausch kam, musste sie selbst erfahren, als ihr ein Kollege in einer der Sitzungen attestierte, doch lediglich die „Haushaltswaren“ vorzustellen – eine „kollegiale“ Einschätzung des Kunsthandwerks des 16. – 18. Jahrhunderts!

Zum Glück gelang es jedoch auch mit Hilfe der „Freunde des Museums“, außergewöhnliche Stücke für diese Abteilung zu sichern.

Klein, aber wunderschön und einer genauen Betrachtung wert sind die „Fünf Charaktertassen mit Inschriften, um 1790 in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg gefertigt.

Diese „Temperamentskümmchen“ sind als halbkugelige, henkellose Tassen auf einem hohen Schaftring geformt. Ihre Außenwandung ist einfarbig und imitiert mittels Bemalung die Strukturen von Marmor, Halbedelsteinen etc. In Gold platzierte man die jeweiligen Widmungsinschrift in französischer Sprache: „à la souple“ (der Anschmiegsamen), „à la delicate“ (der Feinfühöligen), „à l ´Elegante“ (der Eleganten), „à l ´Adorable“ (der Anbetungswürdigen) und – wenig schmeichelhaft – „à l ´Indifferente“ (der Gleichgültigen).